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W. Johann setzt bei Nfz-Reifen auf Präsenz und mobile Services in der Fläche

Für viele Reifenhändler, die sich auch auf das Nfz-Geschäft konzentrieren, sind mobile Dienstleistungen heute Pflicht. Gerade Filialisten stellt sich daher oft die Frage nach einer zunehmenden Konzentration des stationären Geschäftes an wenigen Schwerpunktstandorten. Doch es gibt auch gewichtige Argumente, die durchaus dagegen sprechen, wie die Leverkusener W. Johann GmbH belegt. Es geht dabei um Marktpräsenz, um den Erhalt und die Entwicklung von Mitarbeitern und deren Kompetenzen sowie eben um das Niveau der Dienstleistung selbst, das der Premio-Partner sich in seinem regionalen Markt zum Ziel gesetzt hat. Dass dabei der Systemgeber eine besondere Rolle spielt, mit dem die Johann-Gruppe bereits seit ihrer Gründung 1993 partnerschaftlich verbunden ist, erklärten Anne Sroka-Johann und Marc Johann nun im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG

Die Johann-Gruppe zählt mit ihren derzeit sieben Standorten links und vor allem rechts des Rheins und zwischen Wuppertal und Bonn zu den größten Nfz-Reifenvermarktern und -dienstleistern der Region. Während die Zentrale seit jeher in Leverkusen ansässig ist, ist das dennoch der einzige Standort des Reifenhändlers, an dem Lkw-Reifen keine besondere Rolle spielen. Dies liege schlichtweg an den räumlichen Gegebenheiten des innenstadtnahen Standortes und an der unternehmerischen Entwicklung nach der Firmengründung vor mittlerweile über 30 Jahren. Für die sechs anderen Standorte hingegen ist dies anders, sind sie doch allesamt in ihren regionalen Märkten als dezidierte Vollsortimenter bekannt und etabliert. Eine besonders gewichtige Rolle im Filialnetz von W. Johann spielt dabei der Standort in Köln-Porz, wo nicht nur immerhin 22 Mitarbeiter beschäftigt sind, sondern wo sich auch – in räumlicher Nähe zu dieser intern als „Lkw-Hauptstandort“ beschriebenen Filiale – das Lkw-Reifenzentrallager der Unternehmensgruppe befindet.

 

Zwischen Wuppertal und Bonn liegen rund 80 Kilometer, sodass man sich fragen kann, wie ein Reifenhändler in dieser Region gleich sieben große Standorte mit in Summe 85 Mitarbeitern betreiben kann. Aber Nordrhein-Westfalen ist natürlich nicht Mecklenburg-Vorpommern; das Rheinland ist voller Industrie, voller Menschen und damit voller Straßen und Straßenverkehr sowie insbesondere voller Güterverkehr, woraus sich eben ein immenses wirtschaftliches Potenzial für einen Reifenfachhändler ableitet. Gelegentlich kämen zwar schon Gedankenspiele auf, sagt Marc Johann, das LkwReifengeschäft zu konzentrieren, also an weniger Standorten zu bündeln, so wie auch der Pannenservice nicht aus allen Standorten heraus betrieben wird; W. Johann hat dazu acht Fahrzeuge im Einsatz, stationiert in vier der sieben Filialen. Befeuert würden entsprechende Ideen nicht zuletzt auch durch den zunehmenden Mobilservice, den die Kunden des Premio-Partners natürlich mittlerweile wie selbstverständlich erwarteten. Laut dem Geschäftsführer würden heute bereits rund zwei Drittel des Nutzfahrzeugreifengeschäfts mobil, also beim Kunden vor Ort abgewickelt. Dennoch sei der Kundenkreis, den der PremioPartner mit seinen regional durchaus verteilt gelegenen Filialen abdeckt, immer noch dermaßen groß, dass man in Leverkusen am Sitz des Unternehmens eine wie auch immer geartete Konzentration im Nfz-Geschäft nicht für sinnvoll erachtet. „Die räumliche Nähe zum Kunden, gerade die Erreichbarkeit über die Filiale, hat für uns große Vorteile und damit weiterhin eine Bedeutung“, so Marc Johann. Dies sei etwa insbesondere dann relevant, wenn es um Neukundenakquise oder um Aufträge der öffentlichen Hand gehe; dabei achteten die Kunden schon darauf, dass der potenzielle Handelspartner und Dienstleister in der entsprechenden Region auch mit einer entsprechend ausgerichteten Filiale Präsenz zeige. Insofern: Auch wenn eine Zentralisierung auf den ersten Blick wie eine Optimierung des Geschäftes wirkt – für W. Johann gibt es genügend Gründe, die eben genau das Gegenteil suggerieren

Wettbewerbsfähige Dienstleistungen, insbesondere wenn diese mobil erbracht werden müssen, haben üblicherweise den Betrieb von regionalen Standorten zur Bedingung, Standorte, wo das Personal stationiert ist, wo man folglich auch eine Nähe zum Kunden aufbauen und halten kann, was fürs Geschäft ganz allgemein von Bedeutung ist, insbesondere aber für zeitkritische Aufträge. Folglich sei es überaus wichtig, sich in den Filialen personell auch entsprechend aufzustellen, unterstreicht Anne Sroka-Johann, die mit ihrem Bruder Marc die Geschäfte des seinerzeit vom Vater gegründeten Unternehmens führt. Nur wer vor Ort auf gut geschultes Personal zurückgreifen kann, kann die erwarteten Dienstleistungen erbringen. Und kann vor allem auch die Beratungsleistungen erbringen, die im Geschäft mit Nfz-Reifen eben auf einem anderen Niveau stattfinden müssen als im Endverbrauchergeschäft mit Pkw-Reifen; Fuhrparkverantwortliche erwarteten eine professionelle Ansprache und Betreuung, die lediglich Profiteams erbringen können. Sroka-Johann nennt in diesem Zusammenhang etwa die verpflichtende und europaweit gültige Einführung von RDK-Systemen für neuzugelassene ziehende und gezogene Nutzfahrzeuge, die seit dem vergangenen Sommer gilt. Damit habe das Maß der Beratungsleistungen und deren Bedeutung noch einmal „enorm zugenommen“, sagt sie.

Auch wenn die Johanns nicht das Klagelied auf den Personalnotstand anstimmen möchten, sind sie dennoch überzeugt, dass das Thema auch jenseits des Nfz-Reifengeschäftes von zentraler Bedeutung bleibt. Laut Anne Sroka-Johann entscheide die Mannschaft in den Filialen „über Erfolg und Misserfolg“ des gesamten Unternehmens. Die Verantwortlichen in Leverkusen merkten, dass die Fluktuation im Team über die Jahre zugenommen habe; bekanntlich steht Fluktuation dem notwendigen Fachwissen und einer unerlässlichen langjährigen Berufserfahrung diametral entgegen. Dem müsse und wolle man folglich mit einigen gezielten Maßnahmen entgegenwirken. Dazu zählen natürlich Aus- und Fortbildungen aller Art, die jedem Mitarbeiter entsprechend seines Aufgabengebietes angeboten werden. Seit einiger Zeit können etwa die Auszubildenden bei W. Johann – das sind mit immerhin acht der 85 Mitarbeiter beinahe zehn Prozent der Belegschaft – auch am sogenannten Azubi-Camp des Systemgebers teilnehmen, das Premio bzw. Goodyear Retail Systems (GRS) in Köln allen Partnern als über zwei Jahre laufendes Modul anbietet. 

In dieser Zeit würden „die Menschen persönlich wachsen“, unterstreicht die Geschäftsführerin und lobt dabei außerdem die engmaschige Begleitung aller Azubis im System: „Die gehören dazu.“ Darüber hinaus sei es für die Johanns auch klar, dass übertarifliche Benefits zu einer guten Mitarbeiterbindung gehören. Dabei geht es nicht nur um Dinge wie eine betriebliche Altersvorsorge, sondern auch finanzielles Entgegenkommen, wenn einer der Mitarbeiter seinen beruflichen Werdegang mit einer Meisterausbildung forcieren möchte. Diese würde der Arbeitgeber häufig mitfinanzieren. Auch gehören dazu Dinge, die vielfach als selbstverständlich betrachtet werden, an die man sich im Berufsalltag aber doch gelegentlich erinnern muss: kurze Entscheidungswege, Nähe zu den Vorgesetzten einschließlich der Geschäftsführung, flache Hierarchien mit einem hohen Grad an Selbstverantwortung für die Beschäftigten. „Ich denke, Nähe zum Mitarbeiter und Flexibilität im Umgang sind besonders wichtig“, ist Anne Sroka-Johann überzeugt.

Neben der Marktpräsenz und der Belegschaft gilt den Johanns in Leverkusen aber auch die langjährige Partnerschaft mit Premio als Garant für ein erfolgreiches Nfz-Reifengeschäft und – so möchte man angesichts der Historie fast schon meinen – als alternativlos. Das Unternehmen wurde 1993 durch die Eltern von Anne und Marc gegründet, durch Wilhelm und Albertine Johann. Der Seniorchef war davor als erster Franchisemanager überhaupt bei Goodyear beschäftigt und hatte damals die Gelegenheit ergriffen, drei der Kempen-Betriebe, die der Hersteller in den 1970er Jahren gekauft hatte, zu übernehmen und damit quasi zu privatisieren – die Keimzelle des Familienunternehmens. 1997, also vier Jahre nach der Gründung, wurde das Unternehmen dann Premio-Partner, nachdem Premio Reifen + Autoservice im Jahr zuvor aus dem Unterstützungsprogramm Goodyear Reifen + Autoservice hervorgegangen war. – Eine größere Nähe zwischen einem Reifenfachhändler und seinem Systemgeber lässt sich schwerlich vorstellen.

Aber W. Johann ist nicht nur aus sentimental-historischen Gründen Systempartner – wohlgemerkt: unabhängiger und selbstständiger Systempartner – von Premio, sondern weil das Leistungsangebot eben sehr gut zu den Bedarfen des Leverkusener Filialisten passe. Und das Angebot gehe deutlich über die Teilnahme am Flottengeschäft der 4Fleet Group und über die Einkaufskonditionen beim Hersteller hinter dem Konzept sowie bei der Freie Reifeneinkaufsinitiative (FRI) hinaus, wie Sroka-Johann betont. Ganz besonders wichtig seien ihr und ihrem Bruder dabei die digitale Anbindung an den Systemgeber über die Systemplattform Tiresoft 3 und das damit mögliche Serviceniveau; bei W. Johann nutze man folglich „ein breites Sortiment an uns gebotenen Möglichkeiten“. Dieses deckte dabei stets auch das Geschäft mit Nfz-Reifen ab, sodass Marc Johann und Anne Sroka-Johann dazu in Köln in der Systemzentrale auch „viele spezielle Kompetenzen“ abrufen können. Diese entwickelten sich außerdem in enger Abstimmung mit den entsprechend ausgerichteten Partnern über den sogenannten Lkw-Arbeitskreis. Dieses Gremium ist vom Händlerbeirat bevollmächtigt, das Geschäft eigenverantwortlich voranzutreiben. Im Übrigen: Während Marc Johann dem Lkw-Arbeitskreis angehört, ist Anne Sroka-Johann Mitglied im Beirat selbst und vertritt dort die Premio-Partner als Sprecherin; in dem achtköpfigen Gremium vertreten vier Mitglieder die Premio- sowie vier die HMI-Partner. Seit jeher sei W. Johann im Rheinland als Premium- bzw. Qualitätsvermarkter positioniert und anerkannt. Dies wolle man auch bleiben, befinden die beiden Leverkusener Geschäftsführer. Daher spiele das Thema Budgetreifen auch im eigenen Angebot so gut wie keine Rolle. Und daher sei man auch in dem System, das ihrer Meinung nach zurecht den Namen Premio trägt, sehr gut aufgehoben und könne das eigene Nfz-Reifengeschäft auch dementsprechend weiterentwickeln. 

 

Beitrag aus der Neuen Reifenzeitung von Arno Borchers